Hello All, auch Ärzte sind nur Menschen, also fehlbar. Doch ist erwiesen, dass treuherziges Vertrauen in deren Heilkunst die Genesungschancen signifikant erhöht. Fachleute sprechen vom iatrogenen Effekt oder der „Droge Arzt“. Auch inhaltsfreie Placebos können wirken, wenn Patienten ihnen Glauben schenken. Schamane und Medizinmänner jeglicher Kultur erzielen mit rätselhaften Ritualen bisweilen verblüffende Therapieerfolge. Ergo, Glauben hilft heilen. So gesehen sind Zweifel am Arzt kontraproduktiv, zumindest während der akuten Behandlung. Dennoch tragen Ärzte die gleichen altersbedingten Risiken in sich wie andere Menschen. Z.B. den allmählichen Abbau der kognitiven Fähigkeiten. Zwischen dem 40. bis 75. Lebensjahr nehmen diese in der Bevölkerung um 20% ab. Anzeichen von Demenz weisen 5 – 7 % der 65- Jährigen auf; die Demenzquote verdoppelt sich danach alle fünf Jahre. Davor sind Ärzte nicht gefeit. Hinzu treten mit entsprechenden Wahrscheinlichkeiten weitere altersbedingte Einschränkungen, z.B. beim Seh- und Hörvermögen, Aufmerksamkeit und Feinmotorik. Ein guter Grund dafür, dass Ärzte sich rechtzeitig ihrer naturgegebenen Grenzen bewusst werden – und sich zurückziehen. In Deutschland bestehen Altersgrenzen für Kassenärzte und Angestellte. In den USA ist ähnliches wegen Altersdiskriminierung tabu. So nimmt man dort den empirischen Weg und zeigt anhand von Studien, dass Krankenhauspatienten jüngerer Ärzte eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben als jener der älteren Ärzte; dass sich jüngere Ärzte seltener mit Kunstfehlerverfahren konfrontiert sehen als ältere.* Anstatt fixer Altersgrenzen führen Krankenhäuser vermehrt Qualitätskontrollen und sog. „Peer-Reviews“ ein. Die erfassen die selbständig niedergelassenen Ärzte nicht. Vertrauen in den reifen Arzt, in dessen Erfahrung und Intuition mögen beruhigen. Ein kritischer Blick auf dessen Fitness kann jedoch auch in unseren Breiten die eigene Überlebenswahrscheinlichkeit fördern.
Ihr Global Oldie
*Harvard Medical School. „Physicians‘ age linked to patients‘ mortality risk.“ ScienceDaily, 17 May 2017; Roger Collier “Diagnosing the aging physician”, Canadian Medical Association Journal, 2008 Apr 22; 178(9): 1121–1123.