Hello All,
Schwimmen ist ein idealer Sport für Senioren. Regelmäßig geübt stärkt es zig Muskeln, gibt Herz und Lunge wohldosiert etwas zu tun, schont trotz Kraftaufwand die Gelenke und dient zudem der Reinlichkeit. Vorausgesetzt natürlich, man kann schwimmen.
Wiedereröffnete Pools sind gut, aber schöner noch finde ich Freiwasserschwimmen im Meer oder See. Nur hat man dort nicht sofort Halt unter den Füßen, falls nötig. Und heute, jenseits der Siebzig und mit einigen Schadstellen beharrlich verwachsen, bin ich vorsichtiger geworden im Freiwasser.
Deshalb schwimme ich seit zwei Jahren mit einer professionell gefertigten Boje im Schlepptau. Das ist ein ca. 20 Liter Luft fassender robuster Plastikbeutel mit zwei getrennten Kammern. In die untere, wasserdicht verschließbare Hälfte packe ich, doppelt wasserdicht gesichert, Autoschlüssel, Geldbeutel, Brille und Handy. Bei Bedarf auch etwas Proviant. Die zweite Luftkammer bläst man mittels Luftventil auf und dient als primärer Auftriebskörper. Die Boje hängt an einem längenverstellbaren Gurt, das wiederum an einem Gürtel und der an mir. Solche Schwimmer- Bojen- Gespanne wirken in hiesigen Gewässern noch ungewohnt; vermeintlich übertrieben vorsichtig oder gar unsicher. An den Meeresstränden der USA hingegen sind sie alltäglich. Auch hierzulande gewinnen Schleppbojen weitere Anhänger; vor allem unter Langstreckenschwimmern im Training.
Als älterer Schwimmer mit bescheidenen Ambitionen profitiere ich mehrfach von der Schleppboje: Ich kann mich mit einem Griff jeder Zeit an der Boje festhalten, sei es zum Ausruhen, Entkrampfen, Schwimmbrilleputzen oder zur Orientierung. Ich darf darauf vertrauen, dass mich Segler, Paddler, Surfer und Motorboote rechtzeitig sichten und meiden. Besorgte Bay Watch Profis verfolgen solche gut sichtbaren Kunden noch in der Ferne mit Wohlwollen. Zudem trage ich meine Wertsachen bei mir, ohne die aktuelle Redlichkeit der Menschheit am Ufer ausloten zu müssen. Und Begleitpersonen am Ufer wissen, wo der Alte dort draußen herumdümpelt.
Die Boje stört beim Schwimmen erstaunlich wenig. Kaum merklicher Wasser – und Luftwiderstand. Zumindest solange kein scharfer Rückenwind über das Wasser fegt und mir das knallgelbe Ding an den Kopf drückt. Gegebenenfalls bietet die Boje eine faire Ausrede für nur altersgemäße Geschwindigkeit und Strecke.
Als ich einmal so vertäut in den See trottete, fragte mich ein viel jüngerer Mann in Badetracht, was ich denn vorhätte. Ich zeigte auf das gegenüberliegende Seeufer. Ob er mit mir mitschwimmen dürfe – er sei zwar ein geübter Schwimmer, würde sich neben einer Boje unterwegs jedoch sicherer fühlen. Eben, so ist’s gedacht, für Jung und Alt.
Sicheren Spaß in sommerlichen Gewässern wünscht Ihnen
Ihr Global Oldie
Der Beitrag Der mit der Boje schwimmt erschien zuerst auf Magazin66.