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Channel: USA Archive - Seniorenmagazin sechs+sechzig
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Gendergezähmte Sprache in den USA

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Hello All,

seitdem sich in Deutschland die gendergerechte Sprache durchsetzt, beneide ich die Englisch oder Chinesisch Sprechenden: Sie müssen sich weder um grammatikalischen Genus noch um überall dräuende Verwechslung mit dem Sexus scheren. Die hier schwelende Aufregung um „der“, „die“ und „das“ bleibt ihnen ebenso erspart wie die Ächtung generischer, aber einer Überdosis an Testeron verdächtigter Rollenbezeichnungen wie „Leser“ oder „Buchhalter“.  Erst wer tapfer Spucke und Tinte raubend von „Leser*innen“ oder „Leser und Leserinnen“ spricht oder schriftlich ein  „m/w/d“ anfügt, findet zurück zur linguistisch angesagten Leitkultur.

Auch gutmeinende Amerikaner bemühen sich, ihre Mutter*Elternsprache zu verhunzen, ohne Zwang und Fremdeinwirkung.  Getrieben von der uns bekannten Sorge, es mit der Gleichberechtigung nicht einmal sprachlich ernst zu meinen.

Bislang bezeichnet man US- Bürger*innen mit Migrationshintergrund aus Lateinamerika, der Karibik und der iberischen Halbinsel als „Latinos“ oder „Hispanics“.  “Hispanic“  bezieht sich eher auf das Spanisch als gemeinsames Merkmal; unabhängig von der regionalen Herkunft. Aus der generischen Gruppe der „Latinos“ kann man „Latinas“ differenzieren, wenn man ausschließlich Frauen meint.

Doch was ist mit jenen, die LGBTQ- orientiert sind?  Um die „political correctness“ besorgte Amerikaner aus Politik und Wissenschaft  schufen die ethnische Bezeichnung „Latinx“.  Das soll  aussprechbar sein. Das „x“ am Wortende anstelle des männlichen „o“ oder des weiblichen „a“ ist seit ca. 2004 in offiziellem Gebrauch; aber äußerst spärlich im Alltag bewährt. Das PEW- Sozialforschungsinstitut stellt nun fest, dass 76% der beschriebenen Hispanics/ Latinos/ Latinas noch nie etwas von „Latinx“ gehört oder gelesen haben; ganze 3% benützen diesen neutralen Begriff. Bei den über 65-Jährigen bleibt er weitgehend unbekannt. Ein politisch korrekterer Begriff, über den die Gemeinten mit der Zunge ablehnend abgestimmt haben.

Zum Glück sind weder unsere Gleichstellungsbeauftragten, Seniorenrat noch unsere politischen „Grauen Panther“  bisher auf die Idee gekommen,  uns allumfassend neutral als „Rentnerx“ oder „Altex“  zu bezeichnen. Dann bleibe ich doch lieber „Senior*in, m/w/d.“

Ihr Global Oldie

Der Beitrag Gendergezähmte Sprache in den USA erschien zuerst auf Magazin66.


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